Inga Schmetzer (Gast) - Mo, 20. Jul, 13:35

Eine etwas andere Ansicht zum Besuch der alten Dame

Ich habe die Aufführung am 17. Juli gesehen und kann mich meiner Vorrednerin so gar nicht anschliessen:

Nach den ersten Kritiken, die ich gelesen habe, habe ich weniger erwartet, aber diese Rolle passt perfekt zu Milva. Ich habe im Lauf der letzten 15 Jahre viel gesehen, aber das Einzige, wovon ich in all der Zeit jemals ähnlich begeistert war, war "Maria de Buenos Aires" in Bozen - ich liebe sie als Theaterschauspielerin!

Vor allem macht sie aus der Rolle mehr, als Dürrenmatt selbst damit symbolisieren wollte: Sie bringt den menschlichen Aspekt der Hauptfigur zur Geltung, erweitert das Symbol des Kapitalismus zu einer Frau, die im Grunde daran zerbrochen ist, dass sie geliebt hat. Die sich im Grunde dafür rächt, was die Liebe aus ihr gemacht hat - sie zum Opfer gemacht hat. Und die eigentlich - trotz ihrer elfenbeinernen Härte - immer noch liebt. Dieser menschliche Aspekt ist im ursprünglichen Werk überhaupt nicht enthalten, geht durch den moralischen Anspruch des ursprünglichen Werkes möglicherweise irgendwie verloren, aber ich finde es absolut faszinierend, wie ihr dieser Spagat zwischen Authentizität und Interpretation gelingt, was sie aus dieser Rolle macht, und das, obwohl sie den ganzen Text phonetisch lernen musste!

Hut ab, meine absolute Hochachtung - und nicht nur für sie, sondern auch für ihre Assistentin Edith, denn ohne deren Hilfe wäre die Arbeit, die hinter der Aufführung steckt, nicht zu schaffen gewesen.

Danke für den wunderbaren Abend, danke Milva, danke Edith! Es war einer meiner schönsten Geburtstage und ich werde diesen Abend nie vergessen.

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